Trennung und Zugehörigkeit

TRENNUNG IST ALLGEGENWÄRTIG

Die Lebensbedingungen in den zivilisierten Teilen der Erde erzeugen für viele Menschen einen belastenden Zustand der Trennung in vielen Lebensbereichen. Manchmal ganz offensichtlich oder unauffällig. 

TRENNUNG VON DER EIGENEN LEBENDIGKEIT

Wir haben im Lauf des Lebens eine Persönlichkeit aus Strategien und Überzeugungen "gebastelt", die uns früh im Leben Überleben und Akzeptanz versprach. Und haben die Anteile versteckt, die das gefährden. Unsere wahre Lebensenergie, unsere Emotionen, unser Selbst.

TRENNUNG VON ANDEREN MENSCHEN

Die Angst ist so groß, dass Vielen in ihren Beziehungen sättigende Nähe fehlt. Die Erfahrung, dass wir gesehen, verstanden und angenommen werden, so wie wir wirklich im Innersten sind. Und dass wir genau so dazugehören dürfen. Mit all unserer Verletzlichkeit. Dem Dunkeln in uns. Der Trauer, Wut, dem Schmerz und der Ohnmacht. Den stummen Schrecken schlimmer Kindheitserfahrungen. Mit den Fehlern, die wir gemacht haben. Und unseren tiefsten, ungeschminkten Bedürfnissen, unserer Liebe, Zärtlichkeit und dem, was uns wirklich wichtig ist, unseren innersten Werten, unseren Visionen, was wir wirklich wollen.

TRENNUNG VON ERFÜLLENDER TÄTIGKEIT

Viele leiden in der Folge auch unter schmerzlichem Mangel an Erfahrungen und Tätigkeiten, die ihre Seele mit Sinn, Freude und Bedeutung füllen. Weil das, was sie tun nicht mit ihrer inneren Wahrheit übereinstimmt. Es fehlt die warme, leuchtende Resonanz, eine Antwort der Welt in unsere Seele hinein, die etwas zum Klingen bringt. Stattdessen tun viele im Alltag etwas, das sie in der Tiefe eigentlich für sinnlos halten und erbringen Leistungen aus Gründen, die nicht ihre sind.

ALLES IST TRENNUNG VON EMOTION

Die Emotionen in unserem Körper sind die Lebenskraft selbst und die Führung in unserem Leben. Botschaft der Seele und des Körpers, was wir brauchen, wollen und was nicht. Sind wir davon abgeschnitten, leben wir nur aus dem Verstand heraus und irren durch die Welt. 

Unterdrückung der Emotionen verlagert die wahren Bedürfnisse, Schmerz und psychischen Konflikte z.B. in Sucht, Neurosen, Depression Manipulation oder Agression gegen sich Selbst oder Andere. Und in globalem Maßsstab in die Ausbeutung von Natur und Menschen, um den Mangel im Inneren zu stillen und die Kontrolle zu behalten. 

Für eine bessere Welt für die Kinder ist es wichtig, dass wir uns Selbst wirklich kennenlernen. Das, was wirklich da ist in uns und zwischen uns zur Lebensgrundlage machen. Durch Selbstfürsorge und Handeln, das den Bewegungen des Inneren und dem Dialog mit der Welt folgt, kommt alles an seinen Platz. 

WOHER KOMMT DAS?

Zwei wichtige Faktoren für Trennung, die zusammenarbeiten, sind zum einen Trauma als zerstörerische und fragmentierende Einwirkung auf Individuen und die gesamte Menschheit und andererseits die isolierende und entfremdende Energie des Kapitalismus.

TRAUMA

In der Phase von Schwangerschaft bis früher Kindheit haben wir aufgrund widriger Erlebnisse schon Urteile gefällt über die Welt, haben uns an die Erwartungen unserer Eltern und der Gesellschaft angepasst und auch deren emotionale Pakete übernommen. Viele erlebten Vernachlässigung, Mißhandlung und Entbehrungen an Geborgenheit und Einfühlung. Um überleben und dazugehören zu können, trennten wir uns von scheinbar unerträglichen Gefühlen. 

Die bleiben in uns lebendig und wir bleiben in einem Stresszustand, der wieder Ruhe finden will. Und laufen mit  oft unbewussten Überzeugungen rum, dass wir Selbst defekt, falsch und nicht liebenswert seien, so wir wir wirklich sind. Dass unsere Lebensenergie nicht erwünscht ist und die Welt und die Menschen um uns feindlich und überwältigend seien. 

Unser Nervensystem bleibt im Zustand von Flucht, Kampf oder innerem Zusammenbruch stecken. Wir nehmen unsere Emotionen generell nicht mehr gut wahr und daher auch unsere Bedürfnisse und Motivationen. 

Wir haben ein Bild von uns selbst erschaffen, das  unser Überleben und unsere Zugehörigkeit sichern soll und sind dauerhaft taktisch damit beschäftigt, es zu pflegen, dabei den Horror in uns zu managen und zu umschiffen, uns zu beruhigen und den Hunger zu stillen. Die eigenen Schatten werden auf die Umwelt projiziert. Wir leben dann nicht unser eigenes Leben und  können uns nicht wirklich angenommen fühlen und bleiben rastlos.

KAPITALISMUS UND ZIVILISATION

Unsere kapitalistisch dominierte Kultur lebt von dieser verbreiteten Trauma-Energie. Von unserer Scham und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Die westliche Zivilisation hat das Zusammenleben in Grossfamilien und Gemeinschaften aufgehoben. Wir sind vereinzelt und teilen unsere Leben nicht mehr selbstverständlich mit Anderen. Damit befinden wir uns als soziale Gemeinschaftswesen in einem Zustand von Mangel und Gefahr. Kapitalismus fördert diese Isolation und schafft noch extra Konkurrenz zwischen uns. Er braucht es, dass wir uns für ungenügend halten, so wie wir sind. Er suggeriert uns Heil, Zugehörigkeit und das ersehnte "Ankommen", wenn wir nur ständig noch mehr leisten, besser funktionieren, mehr konsumieren. Kapitalismus schürt die Angst, abgehängt und wertlos zu sein. Er erinnert uns immer und überall, dass unser Wert nur das Geld ist, das wir generieren. Aber nicht, dass wir Menschen mit Seelen sind. Nichts Warmes, Lebendiges, Fühlendes, Kreatives, Beziehungsvolles zählt für dieses System, es wird alles untergeordnet, alles wird zu Dingen. Wir hetzen absurden, unendlich sich steigernden Idealen hinterher und können niemals ankommen, das ist das Prinzip! Wir lassen uns für unsere Gefühle mit einem Haufen Plunder und smalltalk abspeisen.

WIE erschaffen wir Verbindung?

Indem wir uns darin üben, unsere tiefen Emotionen und die Gedankenmuster, die uns davon trennen, wahrzunehmen. Indem wir beides zum Thema in Beziehungen machen. Die Illusion durchbrechen, wir seien defekt und die Einzigen, die mit Ängsten, Schmerz, Sehnsüchten, mit Abgründen, Ohnmacht, Verwirrung, mit Emotionen zu tun haben. Es ist alles menschlich, hat immer einen Sinn im Rahmen unserer Biographie und will verstanden und integriert werden.

AUFMERKSAMKEIT, VERLETZLICHKEIT UND GEMEINSAMSCHAFT

Anfangs liegen noch viele Anteile im Dunkel des Unbewussten; viele unserer Urteile, Erwartungen und Emotionen unter  Anspannung und ständigem automatisierten Denken versteckt. Wir reagieren oft reflexartig auf die Welt und halten uns für unsere Persönlichkeit.

Wir können darunter kommen, wenn wir unsere Wahrnehmung schulen; unsere Gedanken, Empfindungen und Emotionen mit Neugier beobachten, genau nehmen und verstehen. Das ist wie Archäologie und Detektivarbeit. Worauf reagieren wir auf welche Weise und was ist die Wurzel davon?

Das braucht unsere aufrichtige Absicht zur Wahrheit und das Üben unserer Aufmerksamkeit, um unsere Reaktionsmuster zu erkennen und eingefrorene Emotionen zu befreien. Und wir brauchen andere Menschen. Mit ihnen können wir unsere sozialen reaktiven Muster besser beobachten, ihre Resonanz und Wahrnehmung hilft uns, uns selbst besser zu erfahren und ihr Bezeugen, ihre stille Neugier und Mitgefühl lassen uns spüren, dass wir willkommen sind und geben uns Halt. 

Wenn wir uns trauen, wieder berührbar und verletzlich zu sein, können wir uns wirklich mit der Welt und Anderen verbinden. Dann können wir ankommen. Von dort aus können wir uns entfalten und reifen.

So entmachten wir die Angst, unser Gehirn mit seinen Automatismen und Mustern und erschließen uns mehr und mehr warmes und echtes Leben. Entspannung und Intimität mit uns Selbst, mit Freunden, Partnern und der Welt. So können wir mehr und mehr wahrnehmen, was uns ganz persönlich Sinn gibt im Leben und uns glücklich macht.

Diesen Weg mit anderen mutigen Menschen, die etwas ändern wollen, zusammen zu gehen, hilft sehr.

Indem wir uns zusammentun, die Berührbarkeit Stück für Stück zurückholen und zur Gewohnheit im Alltag machen, erschaffen wir eine neue Welt.

Wenn wir wir Selbst sind, können wir uns wirklich aufgehoben fühlen mit Anderen.

 

Wir können uns gegenseitig Vorbild sein und jeden Tag mehr Verbundenheit, Glück und Lebendigkeit in die Welt bringen.