Trennung und ZuGehörigkeit

Viele Menschen leben mit einem Grundgefühl von Trennung. Von ihrem Innersten, anderen Menschen, von der Welt um sie herum. Getrennt von erfüllendem Sinn und Bedeutung. Sie leben durch den Verstand, durch Gedanken und Vorstellungen und Emotionen haben kaum mehr einen nennenswerten Einfluss.

Viele merken gar nicht mehr, wie sie sich fühlen und wenn, offenbaren sie sich aus Angst oft nicht mal den ganz nahestehenden Menschen. Mit welchem Schmerz, Scham, Schuldgefühlen, Wut und Trauer sie - manchmal seit Jahrzehnten - insgeheim und ganz alleine ringen. Das ist tragisch, denn wir haben alle immer wieder mit schwierigen Gefühlen und Herausforderungen des Lebens zu tun, jeder Mensch kennt es! 

Wir nehmen oft unsere wahren Bedürfnisse, Grenzen, Sehnsüchte, unsere liebevollen Absichten nicht wahr oder nicht ernst. 

Die Einsamkeit darin, das Einzelkämpfertum, die Isolation, Angst voreinander und Belohnung von Leistung und Konkurrenz anstatt Menschlichkeit und Gemeinsamkeit, das ist ein Kennzeichen kapitalistischer, westlicher Zivilisation. Wir hatten so schon als Kinder gelernt, uns zu verstellen und unserem Innersten so wenig Aufmerksamkeit zu schenken, wie es unsere Vorbilder uns gezeigt haben. Und es fällt heute schwer, das zu hinterfragen. Darunter liegen tiefe Konditionierungen, Trauma, Glaubenssätze und die verständlich Angst, das Vertraute und die Zugehörigkeit (zu unserem sozialen Umfeld, unserem Beruf, unserer Rolle, dem, wie wir leben, unserem Selbstbild) zu verlieren, in der wir uns nun eingerichtet haben. Und selbst, wenn es uns darin nicht gut geht, immerhin scheint uns das vor Zurückweisung und Vernichtung bewahrt zu haben - es hat schließlich all die Jahre funktioniert: wir leben noch!

Für unser Unbewusstes wirkt das Unbekannte, in dem unsere Freiheit und die Erfüllung unserer Wünsche warten könnte, viel bedrohlicher. Um das Vertraute zu behalten, überhören wir die Rufe unserer unerfüllten Bedürfnisse, das Drängen der in uns vergrabenen Gefühle und unsere Liebe, unsere echten Motivationen und unsere schöpferische Kraft.  

In der vertrauten Kleinheit und Taubheit leben wir nur halb. Wir haben eine Rolle in einem fremden Stück - und behandeln unser wahres Selbst wie ein ungeliebtes Kind. Strukturen in unserer Psyche verhindern die Wirkung unserer Emotionen anstatt sie anzunehmen und damit unser wahres Leben, unsere Entwicklung und unser potentielles Glück. Dabei bleiben wir rastlos und hungrig nach dem, was wir wirklich brauchen und wollen, was für unser Innerstes Sinn macht. Und sehnen uns nach der befriedigenden Zugehörigkeit zu dem, wo unsere Seele wirklich hin will. Solange treibt uns dieser Hunger zu anstrengenden Ersatzleistungen, zu Konsum und Süchten, zu Manipulation und Selbstverleugnung.